Historisches Eiderstedt Besiedlung

Chr. Geburt:
Erste Besiedlung auf dem Nehrungsrücken
200-400 n. Chr.:
Flachsiedlungen Auswanderung der Angel-Sachsen
7. 8. Jh.:
Einwanderung von Friesen aus dem Gebiet um Groningen
11.12. Jh.:
Einwanderung von Friesen
16./17. Jh.:
Einwanderungen aus den Niederlanden von Religionsflüchtlingen
20. Jh.:
Zuwanderung durch internierte Soldaten und Flüchtlinge nach dem 2. Weltkrieg
20/21 Jh.:
Wandlung der Bevölkerungsstruktur durch Zuwanderung von Zweitwohnungsbesitzern, Künstlern, Galeristen und Ärzten

Kirche Katharienenheerd

2000 Jahre Besiedlung und Einwanderung in Eiderstedt
Die erste Besiedlung der jetzigen Halbinsel Eiderstedt erfolgte auf dem Nehrungsrücken. Die Anfänge sind unklar; auch die Herkunft der ersten Bewohner.
Zwischen 200 und 400 n. Chr. entstehen die Flachsiedlungen am Ufer des alten Eiderlaufes: Büttel, Tofting, Tönning, Elisenhof, Welt. Zur Zeit eines niedrigen Meeresspiegels haben sich die Bewohner "hochgesiedelt", indem sie auf die Mistschichten neue Erdschichten geschüttet haben. Auf diese Schichten bauten sie das neue Haus, so dass der Standort immer sicherer wurde.

Luftbild von Tofting


Dennoch wandern zwischen 400-600 n. Chr. die Bewohner der Landschaft (Angel-Sachsen) aus und auch Eiderstedt entvölkert sich.

1. Einwanderung von Friesen aus Friesland im 7. bis 10. Jh.
Der Druck im Norden Deutschlands war durch die Einwanderung der Franken so stark geworden, dass zahlreiche Friesen aus dem Gebiet der Ems ihr Land verließen und eine Gegend suchten, die ihren gewohnten Bedingungen entsprach. Dem Friesenhäuptling Rorik wurde das Land zwischen dem Meer und der Eider angeboten (Utlande). Im jetzigen Nordfriesland fanden sie in der Landschaft die gleiche Gezeitenhöhe und die gleichen Strukturen wie in ihrem Land.
Landverluste und Wikingerzüge haben zu diesen Wanderbewegungen geführt.

Friesische Siedlungskarte:

Friesische Siedlungskarte

Entwurf und Zeichnung: Gerhard Graf, Karlsruhe


2. Einwanderung christlicher Friesen im 11. und 12. Jh.
Die ersten schriftlichen Schilderungen von Land und Leuten Eiderfrieslands verfaßte Saxo Grammaticus um 1180. Inzwischen hatte sich das Christentum durchgesetzt. Durch Viehzucht und Gewinnung des "friesischen Salzes" waren die Utlande zu Wohlstand gekommen. Auf Befehl der Obrigkeit erfolgte die erste Ringbedeichung um Utholm und der Bau der Kirchen mit dem Bau der ersten Kirche von Tating: 1103, die dem friesischen Heiligen St. Magnus geweiht wurde. In den Augen des Papstes, Innozenz III., sind die Utlande die "novella plantatio fidei", die neue Pflanzstätte des Glaubens. Die Christianisierung der Utlande war eine Art von Kreuzzug. Das Datum 1103 für die Kirche Tating ist sicherlich eine Übertragung der kirchlichen Neuordnung mit der Gründung der Bistümer Lund (Südschweden) und Hamburg/Bremen.

Ringbedeichung um 1250


In den folgenden Jahren erfolgte die systematische Sicherung der drei Harden Utholm (Holmboharde), Everschop (Gaetthingharde) und Eiderstedt (Tunninghenharde). Man baute zwar Deiche, man errichtete die Seitwende zwischen Everschop und Eiderstedt (1435) und verband die drei Harden mit dem Festland durch den Bau des Dammkoogdeiches 1489, so dass die Dreilande eine Halbinsel wurden. Man wohnte allerdings noch vorwiegend auf Warften, die sicherer waren.

3. Einwanderung aus den Niederlanden im 16. und 17. Jahrhundert.
Auch die folgende Besiedlungswelle der Landschaft geschieht von See aus. Der Herzog Friedrich V bietet den Glaubensflüchtlingen der Niederlande die Möglichkeit in seiner Provinz zu siedeln. Es entstehen die beiden Städte Friedrichstadt und Glückstadt, von denen er wirtschaftlichen Aufschwung erhofft. In Eiderstedt erfolgt nun eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Umgestaltung: Haubarge beherbergen Milchwirtschaft und Käsereien, Kanäle (Bootfahrten) erleichtern den Transport, der Deichbau wird mit Kajearbeitern (Fremdarbeitern) erledigt, die Sprache wandelt sich vom friesischen zum plattdeutschen, die niederländisch-spanische Mode durchdringt die Mode, der Handel von den neuen Kleinhäfen bringt Offenheit und Kunst in das Land. Eiderstedt wandelt sich grundlegend.


In dieser Zeit wird Eiderstedt reich und es entsteht der berühmte Satz, hier gäbe es mehr Gold und Silber als Eisen. Einbrüche und Rückschläge erfolgen durch die 2. große Mandränke von 1634 und durch die Kriege, die Eiderstedt schwächen. Der Sieversflether Koog und der Altneukoog müssen durch die verarmte Bevölkerung wieder eingedeicht werden, vier oktroyierte Köge werden von kapitalkräftigen Unternehmern auf eigene Kosten gewonnen und mit besonderen Rechten ausgestattet. In den folgenden kriegerischen Auseinandersetzungen wird die Festung Tönning geschleift, die Landschaft Eiderstedt kommt unter die Verwaltung des dänischen Gesamtstaates und verliert einen Teil ihrer Eigenständigkeit.
1721 - 1864 steht Eiderstedt zwar unter dänischer Verwaltung, aber dänische Einwanderungen sind sehr gering.

4. Einwanderung durch internierte Soldaten, Flüchtlinge nach dem 2. Weltkrieg.
Nach dem 2. Weltkrieg, noch im Mai 1945, kamen mehr als 100 000 Soldaten der Nordarmee auf die Halbinsel als Gefangene und wurden von hier an Bergwerke und andere Gefangenenlager verteilt. Viele blieben in der Landwirtschaft und ersetzten dort die fehlenden Arbeitskräfte.

Erinnerungsschild auf dem Matthiessenhof in St. Peter/Wittendün


Bis 1947 kamen Tausende von Flüchtlingen aus den Ostgebieten, die in den Hotels, den Lagern und in Privathäusern untergebracht werden mußten. Eiderstedt war zu 200% übervolkert. Die Flüchtlinge wurden nicht immer freundlich empfangen, aber nach und nach beweisen sie ihre Tüchtigkeit und integrierten sich, wurden aufgenommen und bauten sich hier eine neue Existenz auf.

5. Wandlung der Bevölkerungsstruktur durch Zuwanderung von Zweitwohnungsbesitzern, Künstlern, Galerien und Ärzten.
Eiderstedt ist attraktiv geworden. Das gesunde Klima, die Ruhe und die schnelle Erreichbarkeit haben die grüne Halbinsel aufgewertet. Schon bald nach dem wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland suchten sich begüterte Menschen einen ruhigen und gesunden Zweitwohnungssitz an der Küste, Künstler schätzten die Atmosphäre der Landschaft und die Kliniken entdeckten wieder das Heilklima der Nordsee.